Arbeitszeit
denkerin | 29. Juni 07 | Topic 'brave new jobworld'
Mein Vater hat heute seinen letzten Schultag vor der Pensionierung und dem Berufsausstieg. Und ich schlage mich seit mehr oder weniger zweieinhalb Jahren mit dem Berufseinstieg herum.
Wenn man es eigentlich so von der Ferne her betrachtet, ist die Zeit der Erwerbstätigkeit für eine Akademikerin doch noch von überschaubarer Dauer. 35 vielleicht 40 Jahre ist man (so Couchepin will) in das Arbeitsleben eingebunden, bevor man sich aufs Altenteil zurückzieht. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von über 80 Jahren ist das eigentlich nur die Hälfte der Lebenszeit. An meinen düstersten Tagen, wenn mich die Jobsuche und die immer unsicherer werdende Arbeitswelt bedrücken, finde ich in diesem Gedanken trost. Wenn gar nichts klappen sollte, ist doch irgendwann ein Ende in Sicht ...
Und ich frage mich oft, ob es nicht problematisch ist, seine eigene Identität zu stark vom Beruf abhängig zu machen. Kürzlich habe ich mit einer Kollegin Mitte 50 gesprochen, die wie ich immer freiwillig in Kulturprojekten in der Alternativszene tätig war. Sie war in den letzten 2 Jahren auch immer wieder mal auf Jobsuche. Und sie erzählte mir von einer Bekannten, deren schon seit längerem als unbefriedigend empfundene Stelle gekündigt worden war. Diese Frau war am Boden zerstört und fühlte sich nach der Entlassung völlig isoliert, da sie ausserhalb des Jobs kaum einen Bekanntenkreis aufgebaut hatte.
Da wurde mir bewusst, das mein Lebensentwurf doch einige Vorteile mit sich bringt. Das Problem der totalen Isolation und des Identitätsverlustes nach einer Entlassung kennen meine Kollegin und ich nicht. Zu tun haben wir eigentlich immer, die Frage ist eigentlich nur, ob bezahlt oder unbezahlt. Und unser Bekanntenkreis ist von unseren momentanen beruflichen Situation ziemlich unabhängig.
Angesichts der ganzen reaktionären "Mütter zurück an den Herd"-Debatten, die wieder mal den Blätterwald bevölkern, sei dies einmal gesagt: Arm dran sind doch die, die sich zu stark von der beruflichen Stellung abhängig machen. Der Versuch, Beruf und Familie zu vereinen, dient nicht nur dem Ziel, sich ein Stück von der wunderbaren Arbeitswelt zu sichern. Sondern er ermöglicht auch ein innere Unabhängigkeit, wenn der Job einmal verlustig gehen sollte. Es ist angesichts immer unsicherer Arbeitsverhältnisse auch eine geniale Überlebensstrategie, die eineN vor der menschlichen und sozialen Verarmung schützt.
Es wäre deshalb auch für die karrierefixierten Männer sinnvoll, wenn sie sich mehr der Familie und anderen Lebensinhalten zuwenden würden. Nach dem Motto: In prekären Zeiten muss man antizyklisch werden. Je unsicherer die Jobs werden, desto mehr muss man versuchen, sie zu relativieren.
Wenn man es eigentlich so von der Ferne her betrachtet, ist die Zeit der Erwerbstätigkeit für eine Akademikerin doch noch von überschaubarer Dauer. 35 vielleicht 40 Jahre ist man (so Couchepin will) in das Arbeitsleben eingebunden, bevor man sich aufs Altenteil zurückzieht. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von über 80 Jahren ist das eigentlich nur die Hälfte der Lebenszeit. An meinen düstersten Tagen, wenn mich die Jobsuche und die immer unsicherer werdende Arbeitswelt bedrücken, finde ich in diesem Gedanken trost. Wenn gar nichts klappen sollte, ist doch irgendwann ein Ende in Sicht ...
Und ich frage mich oft, ob es nicht problematisch ist, seine eigene Identität zu stark vom Beruf abhängig zu machen. Kürzlich habe ich mit einer Kollegin Mitte 50 gesprochen, die wie ich immer freiwillig in Kulturprojekten in der Alternativszene tätig war. Sie war in den letzten 2 Jahren auch immer wieder mal auf Jobsuche. Und sie erzählte mir von einer Bekannten, deren schon seit längerem als unbefriedigend empfundene Stelle gekündigt worden war. Diese Frau war am Boden zerstört und fühlte sich nach der Entlassung völlig isoliert, da sie ausserhalb des Jobs kaum einen Bekanntenkreis aufgebaut hatte.
Da wurde mir bewusst, das mein Lebensentwurf doch einige Vorteile mit sich bringt. Das Problem der totalen Isolation und des Identitätsverlustes nach einer Entlassung kennen meine Kollegin und ich nicht. Zu tun haben wir eigentlich immer, die Frage ist eigentlich nur, ob bezahlt oder unbezahlt. Und unser Bekanntenkreis ist von unseren momentanen beruflichen Situation ziemlich unabhängig.
Angesichts der ganzen reaktionären "Mütter zurück an den Herd"-Debatten, die wieder mal den Blätterwald bevölkern, sei dies einmal gesagt: Arm dran sind doch die, die sich zu stark von der beruflichen Stellung abhängig machen. Der Versuch, Beruf und Familie zu vereinen, dient nicht nur dem Ziel, sich ein Stück von der wunderbaren Arbeitswelt zu sichern. Sondern er ermöglicht auch ein innere Unabhängigkeit, wenn der Job einmal verlustig gehen sollte. Es ist angesichts immer unsicherer Arbeitsverhältnisse auch eine geniale Überlebensstrategie, die eineN vor der menschlichen und sozialen Verarmung schützt.
Es wäre deshalb auch für die karrierefixierten Männer sinnvoll, wenn sie sich mehr der Familie und anderen Lebensinhalten zuwenden würden. Nach dem Motto: In prekären Zeiten muss man antizyklisch werden. Je unsicherer die Jobs werden, desto mehr muss man versuchen, sie zu relativieren.