denkeslust
Donnerstag, 15. November 2007
...und plötzlich...
denkerin | 15. November 07 | Topic 'brave new jobworld'
Ja, es ist so weit: Ich habe einen neuen Job!

Und plötzlich ist alles anders. Keine Stellenanzeiger sind mehr zu studieren, keine RAV-Unterlagen auszufüllen, keine Hoffnungen mehr im Zaun zu halten ...

Das Arbeitslossein, dieser seltsame Schwebezustand im Niemandsland der potentiellen Zukunftaussichten, ist vorbei. Endlich wird die Zukunft wieder konkreter fassbar, planbar. Ich habe das Gefühl, nach einem langen Irrflug endlich wieder auf dem Boden gelandet zu sein. Ich bin erleichtert. Und freue mich sehr.

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Montag, 9. Juli 2007
Was soll ich, wer bin ich?
denkerin | 09. Juli 07 | Topic 'brave new jobworld'
In joblosen Zeiten muss man sich eigentlich dauernd neu erfinden. Für jede Stelle, auf die man sich bewirbt, entwirft man ein leicht anderes Bild von sich selbst. Je nach gerade anvisiertem Job bekommt die Zukunft andere Konturen, werden die Interessen auf unterschiedliche Themenbereiche gelenkt, zeigen sich andere Entwicklungsmöglichkeiten.

Um eine gute Bewerbung schreiben zu können, muss man davon überzeugt sein, dass dies die richtige Stelle ist und man selber die richtige Kandidatin. Um diese Überzeugung zu gewinnen, ist viel Vorstellungsvermögen und Energieaufwand nötig. Gleichzeitig darf man sich aber ich nicht zu grosse Illusionen machen: Denn nichts kann so niederschmettern, wie zerschlagene Hoffnungen. Emotional muss man in dem Moment fähig sein, sowohl den vollen Einsatz zu bringen als sich auch in vorsichtiger Zurückhaltung zu üben.

Und dann sind da noch die grossen Fragen, die über die einzelnen Bewerbungen hinausgehen. Im Niemandsland zwischen zwei Stellen ist theoretisch plötzlich wieder unglaublich viel möglich. Kein Alltag gibt die Routine vor und erlöst zumindest phasenweise vor den grundsätzlichen Fragen. Was will ich wirklich im Leben? Ist das auch längerfristig der Weg, der mir entspricht? Oder sollte ich mir nicht besser nochmals eine andere Ausbildung angedeihen lassen und auf einen völlig anderen Bereich umsatteln? Oder mich vom Leben als Angestellte verabschieden und selbständig werden? Oder soll ich gar ganz aus der Berufswelt ausbrechen, mein lange gehegtes Romanprojekt verfolgen und auf einen Durchbruch als Schriftstellerin hoffen?

Diese Fragen liegen jeweils just dann als Pendenz auf meinem Pult, wenn ich wieder einmal einen Bewerbungsbrief verfasse. Und sie lassen sich auch unter grösstem Kraftaufwand nie ganz ignoreren.

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Freitag, 29. Juni 2007
Arbeitszeit
denkerin | 29. Juni 07 | Topic 'brave new jobworld'
Mein Vater hat heute seinen letzten Schultag vor der Pensionierung und dem Berufsausstieg. Und ich schlage mich seit mehr oder weniger zweieinhalb Jahren mit dem Berufseinstieg herum.

Wenn man es eigentlich so von der Ferne her betrachtet, ist die Zeit der Erwerbstätigkeit für eine Akademikerin doch noch von überschaubarer Dauer. 35 vielleicht 40 Jahre ist man (so Couchepin will) in das Arbeitsleben eingebunden, bevor man sich aufs Altenteil zurückzieht. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von über 80 Jahren ist das eigentlich nur die Hälfte der Lebenszeit. An meinen düstersten Tagen, wenn mich die Jobsuche und die immer unsicherer werdende Arbeitswelt bedrücken, finde ich in diesem Gedanken trost. Wenn gar nichts klappen sollte, ist doch irgendwann ein Ende in Sicht ...

Und ich frage mich oft, ob es nicht problematisch ist, seine eigene Identität zu stark vom Beruf abhängig zu machen. Kürzlich habe ich mit einer Kollegin Mitte 50 gesprochen, die wie ich immer freiwillig in Kulturprojekten in der Alternativszene tätig war. Sie war in den letzten 2 Jahren auch immer wieder mal auf Jobsuche. Und sie erzählte mir von einer Bekannten, deren schon seit längerem als unbefriedigend empfundene Stelle gekündigt worden war. Diese Frau war am Boden zerstört und fühlte sich nach der Entlassung völlig isoliert, da sie ausserhalb des Jobs kaum einen Bekanntenkreis aufgebaut hatte.

Da wurde mir bewusst, das mein Lebensentwurf doch einige Vorteile mit sich bringt. Das Problem der totalen Isolation und des Identitätsverlustes nach einer Entlassung kennen meine Kollegin und ich nicht. Zu tun haben wir eigentlich immer, die Frage ist eigentlich nur, ob bezahlt oder unbezahlt. Und unser Bekanntenkreis ist von unseren momentanen beruflichen Situation ziemlich unabhängig.

Angesichts der ganzen reaktionären "Mütter zurück an den Herd"-Debatten, die wieder mal den Blätterwald bevölkern, sei dies einmal gesagt: Arm dran sind doch die, die sich zu stark von der beruflichen Stellung abhängig machen. Der Versuch, Beruf und Familie zu vereinen, dient nicht nur dem Ziel, sich ein Stück von der wunderbaren Arbeitswelt zu sichern. Sondern er ermöglicht auch ein innere Unabhängigkeit, wenn der Job einmal verlustig gehen sollte. Es ist angesichts immer unsicherer Arbeitsverhältnisse auch eine geniale Überlebensstrategie, die eineN vor der menschlichen und sozialen Verarmung schützt.

Es wäre deshalb auch für die karrierefixierten Männer sinnvoll, wenn sie sich mehr der Familie und anderen Lebensinhalten zuwenden würden. Nach dem Motto: In prekären Zeiten muss man antizyklisch werden. Je unsicherer die Jobs werden, desto mehr muss man versuchen, sie zu relativieren.

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Dienstag, 26. Juni 2007
Männersitzungen, Frauensitzungen
denkerin | 26. Juni 07 | Topic 'brave new jobworld'
Als naive Uniabgängerin sah ich mich in den letzten Jahren gelegentlich mit für mich rätselhaften Verhaltensmustern konfroniert. Deshalb sammle ich jetzt alles, was mir helfen könnte, diese seltsame Welt zu entschlüsseln.

Wie unterscheiden sich Frauen und Männer in der Arbeitswelt?
Frauen sind pragmatischer. Wenn etwa ein rein weibliches Team ein Meeting hat, geht alles wahnsinnig schnell. Die Frauen legen sofort los. Sie besprechen alle wichtigen Punkte, um das geplante Projekt voranzutreiben. Ales läuft zack, zack, zack. In einem Männermeeting oder einer gemischten Sitzung gelten andere Spielregeln. Hier wird zuerst scheinbar belanglos Smalltalk geführt. Frauen haben keinen Sinn für solche Spiele, lehnen sich zurück und warten darauf, dass endlich mit dem eigentlichen Sitzungsthema angefangen wird. Damit verpassen sie aber den wichtigsten Teil des Meetings. In den anfänglichen Gesprächen wird nämlich definiert, wer das Alphatier ist, wer an zweiter oder dritter Stelle kommt und wer nur zuarbeitet. Es gibt auch Rituale nach der Sitzung. Frauen kehren oft unmittelbar nach Sitzungsende an ihren Arbeitsplatz zurück. Männer dagegen klopfen dem Alphatier noch auf die Schulter, und sagen ihm, dass sein Beitrag unheimtlich toll war, und fügen an: Ich würde Ihnen gerne mein neues Projekt vorstellen, das könnte Ihnen gefallen.
(Susanne Westphal in der NZZ vom 25. Juni 2007)

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Mittwoch, 13. Juni 2007
Kinder: Die wahren Feinde der Wirtschaft
denkerin | 13. Juni 07 | Topic 'brave new jobworld'
Frauen aufgepasst! Die Wirtschaft will Euch!



Sie braucht Eure Unterstützung im Kampf gegen einen übermächtigen Feind: Die Kinder.

"Wenn Kinder zur Welt kommen, dann konkurrenzieren sie mit der Wirtschaft um die hochqualifizierten Frauen. Und in der Regel gewinnen sie den Kampf (...) Selbst wenn Mütter sich weiter im Beruf engagieren, bleiben ihre Kinder für die Wirtschaft ein Ärgernis. Mit ihren Krankheiten, Unfällen, kleinen und grossen Lebenssorgen konkurrieren sie mit dem Arbeitgeber um die Präsenz und das Engagement der Mutter. Das liebste Kind der Wirtschaft sind deshalb junge Frauen, die keine Kinder haben. Allerdingst verkörpern gerade sie die Drohung, dass Kinder noch kommen werden."

Traurig, aber wahr: Diese Worte wurden tatsächlich in ernsthafter Absicht verfasst. Und war vom Soziologen Karl Otto Hondrich in der NZZ vom 29./30. Juli 2006.

Ein Glück für die Wirtschaft, dass die Kinder immer noch vorwiegend als Frauensache gelten. Wäre ja noch schöner, wenn die arme Wirtschaft auch noch um die Ressource Vater kämpfen müsste...

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