denkeslust
Das Rätsel der falsche Virenmeldungen
denkerin | 20. Juni 07 | Topic 'Medienjunkie'
Die schöne neue Welt des Internets konfrontiert eine doch immer wieder mit unergründlichen Fragen. Zum Beispiel: Was treibt eigentlich die Leute dazu, falsche Virenmeldungen (sog. Hoax) zu verfassen und sie dann per mail auf die weltweite Reise zu schicken?

Ist es ...
...das Bedürfnis nach der Aufmerksamkeit von unbekannten Menschen im Netz?
... das prickelnde Wissen, dass ein mail mit dem von einem selber verfassten Text in tausenden von mails vorkommt?
... die Freude daran, unbekannte Menschen zu ärgern, zu verunsichern oder zu ängstigen?
... die Lust, mit VirenexpertInnen "Räuber und Poli" zu spielen.

Vermutlich ist es eine dieser vielen Spielarten des menschlichen Bedürfnisses, Aufmerksamkeit und Reaktionen auszulösen. Das ist ja an und für sich nachvollziehbar, wenn auch nicht sonderlich symphatisch. Das Seltsame ist nur: Die Herren und Damen HoaxerInnen können ja gar nicht wissen, ob der von ihnen erwünschte Effekt tatsächlich eintrifft. Vielleicht wird die Hoax ja kaum weitergeleitet und von niemandem gelesen? Dann war die ganze Mühe umsonst.

Das spannende ist jetzt, dass das die Hoaxerinnen gar nicht weiter kümmern muss. Da sie eh kaum erfahren, wen sie tatsächlich mit ihrer Meldung belästigen, können sich auf jeden Fall in der Illustion suhlen, ganz viel Aufmerksamkeit erlangt zu haben. Ob erfolgreich oder nicht, sie leben von der Phantasie, dass ihre Nachricht in ganz viele Mailboxen eindringt.

Das Absenden der falschen Virenmeldung ist dann auf jeden Fall das Tor in das grosse Reich der virtuellen Aufmerksamkeit... Es ist dann eigentlich egal, ob es sich dabei nun um eine tatsächliche in den virtuellen Medien stattfindende Aufmerksamkeit handelt oder nur eine subjektiv virtuelle, sprich eingebildete, Aufmerksamkeit (die dann ja eigentlich eine Nicht-Aufmerksamkeit ist)...

War das jetzt zu kompliziert?

Immerhin hat mich der oder die VerfasserIn des Hoax "SMS-Warnmeldung" zum Verfassen dieses Blogg-Eintrages verführt. Und Euch, liebe Leserin, dazu, diesen Eintrag auch tatsächlich bis hierher zu lesen.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!

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